Ein Planet im Würgegriff

Das Ausbeuten von Bodenschätzen ist nicht ungefährlich

Das Gewinnen von Kohle, Öl und Erdgas birgt Gefahren, die kaum ein Verbraucher kennt. Von den großen Katastrophen erfährt jeder. Aber über die ständigen Auswirkungen, die der Abbau von Rohstoffen nach sich zieht, wissen manchmal nur die Anwohnererde zu berichten. Häuser werden baufällig, ganze Stadtteile drohen zu verschwinden und Wasser wird plötzlich brennbar.

Erdbeben die Menschen verusachen

2008 erschütterten Erdstöße der Stärke vier Teile des Saarlandes. Schuld waren keiner Verschiebungen der Erdkruste und auch vulkanische Aktivitäten waren nicht die Ursache. Tief in der Erde stürzten Schächte ein, die bei der Kohleförderung von Menschen gebaut wurden.

Einbrüche unterirdischer Hohlräume nennen die Geolagen Bergschlag. Mögliche natürliche Ursachen sind das Auswaschen von Salzen durch Wasser. Dies kommt aber selten vor. In Bergbauregionen finden die Beben häufiger statt. Ein noch stärkeres Beben löste eine Sprengung im Kalibergbau 1889 in Völkershausen in Thüringen aus. Das Beben der Stärke 5,6 war noch in 300 Kilometer zu spüren. 80 Prozent der Gebäude im Ort nahmen Schaden.

Die meisten Bergschäden laufen nicht so dramatisch ab. Meist senkt sich der Boden langsam. Häuser bekommen risse, müssen aufwendig saniert werden und sind manchmal nicht mehr zu retten. Es kann vorkommen, dass ein Gebäude derartig in Schieflage gerät, dass die Badewanne nur noch zur Hälfte gefüllt werden kann. Gelegentlich brechen Wasser- oder Abwasserrohre, Schienen und Straßen verwerfe sich oder ein Bach ändert spontan sein Bett.

Typisch sind auch tiefe Risse, die einige Hundert Meter in die Tiefe reichen und zu einer tückischen Falle für Tiere und Spaziergänger werden, die sich nicht an die gesicherten Wege halten.

Das Beben im Jahr 2008 hat zu einem vorläufigen Abbauverbot geführt, weil erstmals Menschenleben gefährdet waren. Bis 2013 wurde im Saarland noch Bergbau betrieben, zum Schluss ging es nur noch um das Verfüllen der Schächte mit Beton, um weitere Einbrüche zu verhindern. Im Ruhrgebiet gibt es noch bis 2018 Kohleförderung.

Der Abbau von Kohle lohnt sich wirtschaftlich nicht mehr, da es fast nur noch in sehr tiefen und schwer zugänglichen Schichten Flöze gibt. Eines Tages könnten die Menschen auf diese Rohstoffe angewiesen sein. Daher besteht die Möglichkeit, dass irgendwann wieder Bergleute in der Tiefe nach dem schwarzen Gold graben.

Fraking – um den letzen Tropfen Öl aus der Erde zu pressen

Öl- und Erdgas liegen oft nicht in großen Blasen im Erdreich, sondern in kleinen Spalten. Auch die großen unterirdischen Lager sind von Schichten umgeben, die mit Gas oder Öl durchsetzt sind. Wenn der Mensch die Lagerstätten anbohrt und die Rohstoffe abpumpt, nimmt der Ertrag ständig an. Zum Schluss steht nur noch die Menge für die tägliche Förderung zur Verfügung, die aus diesen Spalten in die Hauptlagerstätte sickert.Fraking

Um die Ausbeute zu erhöhen, pumpen die Betriebe und hohem Druck Sand und Wasser in die Bereiche, in denen das Öl oder Gas in kleinen Spalten sitzt. Der Druck bricht das Gestein auf und der Sand hält die Spalten offen. Auf diese Art sickern mehr Rohrstoffe zu den Pumpen.

Das Verfahren eignet sich auch, um Öl und Gas aus Lagestätte zu gewinnen, die auf herkömmliche Art nicht auszubeuten sind. Außerdem sind auf diese Art Lagerstätten nutzbar, bei denen sich kleinere Mengen Öl oder Gas in vielen engen Spalten befinden. Bei konventionellen Lagerstätten ist der Rohstoff in grobkörnigem Gestein und sammelt sich in Seen oder sogenannten Erdgas fallen. Schiefergas beziehungsweise Schieferöl ist in Tonsteinen gefangen und kann erst nach dem hydraulischen Aufbrechen angebaut werden.

In der Theorie spricht wenig dagegen, die wertvollen Rohstoffe der Erde zu entreißen. ExxonMobil beruft darauf, dass es sich um ein seit 1961 eingesetztes Verfahren handelt, bei dem es in Deutschland zu keinem Unfall kam. Nur zur Erinnerung, Kernkraftwerke gibt es seit 1954, in Deutschland seit 1960. Es gab zwar in Deutschland einige Störfälle, aber keine Unfälle.

Fakt ist, dass beim Fracking nicht nur Sand und Wasser zum Einsatz kommen, sondern eine ganze Reihe von Chemikalien erforderlich sind. Auch Gelbildner, Schaumbildner, Lösungsmittel, Korrosionsschutzmittel und vieles mehr ist im Fracfluid enthalten. Die Flüssigkeit darf daher nicht ins Grundwasser eindringen. Die Bohrlöcher sind daher verkleidet und das Fluid wird in Rohrleitungen durch grundwasserführende Schichten geleitet. Lecks sind nie ausgeschlossen. Außerdem können die Stoffe durch die neu entstandenen Spalten in die Sperrschicht zwischen Grundwasser und der Schicht, in welcher gefördert wird, dringen.

Kohlenwasserstoffe und Methan vermischen sich mit dem Rückflusswasser, das beim Fracking zurück zur Erdoberfläche gelangt. Das ist für die Gesundheit von Menschen und Tieren bedenklich und Methan ist ein starkes Treibhausgas. Es trägt deutlich stärker zur Erderwärmung bei als Kohlendioxid.

Belastbare Daten über mögliche Umweltschäden durch das Fracking bei der Öl- und Gasförderung gibt es nicht. In Deutschland wird das Verfahren oft im Rahmen der Geothermie oder um Wasser zu fördern eingesetzt. Dabei kommen zum Teil keine chemischen Zusätze zum Einsatz und die Problematik des Vermischens von Fracfluid und Kohlenwasserstoffen tritt nicht auf. In den USA klagen Anwohner wegen Stichflammen, die aus dem Wasserhahn kommen und einige Firmen mussten schon hohe Entschädigungssummen zahlen, weil sie Trinkwasser verunreinigt haben. In Deutschland findet die Förderung unter höheren Umweltschutzauflagen statt als in den USA. Daher ist ein direkter Vergleich nicht möglich.

Absurdistan lässt grüßen

Anscheinend denken einige Verantwortlich, wenn sie den persönlichen Ekel überwinden und beriet sind öffentlich schwachgiftiges zu Konsumieren, können sie jeden Zweifel zerstreuen. 1985 aß der Landesvater von Baden-Württemnerg Lothar Späth demonstrativ Industrienudeln, die unter Verdacht standen mit Salmonellen verseuchten Eiern produziert worden zu sein. Bayerns Umweltminister Alfred Dick genoss 1987 ein wenig nach dem Unfall von Tschernobyl verstrahlte Molke und der niedersächsische Agrarminister Burkhard Ritz (CDU) ließ sich zusammen mit dem liberalen Kabinettskollegen Walter Hirche Seefisch schmecken, wie Fische wegen des Befalls mit Fadenwürmern (Nematoden) in Verruf gerieten. Der damalige Bundesumweltminister ließ es sich nicht nehmen 1988 im Rhein zu schwimmen, obwohl es dort von Kolibakterien wimmelte, denen der Chemiecocktail im Fluss nicht ausmachen konnte.

In dieser Tradition lassen sich die Manager von Exxon dazu hinreißen Fracfluid zu trinken. Den Aktionen ist eines gemeinsam, weder Rheinwasser oder verstrahlte Molke noch Fracfluid führen unmittelbar zu einer schweren Krankheit. Niemand kann aber sagen, wie sich eine lange andauernde Aufnahme der Substanzen auswirkt und ob es in der Natur nicht zu dramatischen Veränderungen kommen kann.

Geothermiebohrungen und die Folgen

Selbst etwas durchaus Positives wie das Nutzen von Erdwärme kann ungeahnte Folgen haben. In Basel fand 2006 eine Geothermiebohrung statt, bei der Fracking zum Einsatz kam. Im Dezember des gleichen Jahres bebt die Erde mit einer Stärke von 3,4. Die Betreiber versicherten, dass die Bohrung das Beben nur vorzeitig ausgelöst habe, irgendwann hätte die Erde ohnehin gewackelt. Trotzdem wurde das Projekt Deep Heat Mining eingestellt. Mit weiteren Erdstößen ist bis zum Jahr 2021 zu rechnen, aber die Stöße werden immer schwächer.Geothermie

In der Pfalz ging das Geothermiekraftwerk Landau am 21. November 2007 ans Netz. 2009 verzeichnete man Beben mit einer Stärke von bis zu 2,7. Eime Expertenkommission sah einen kausalen Zusammenhang zwischen der seismischen Aktivität der geothermischen Energiegewinnung. Trotzdem wurde die Anlage weiter ausgebaut und 2013 erfolgte eine dritte Bohrung. Ende des Jahrs bemerkten Vermesser, dass sich die Erde im Bereich der Bohrungen hebt. Als Ursache stellte sich in Leck in der Anlage heraus. Bis heute ist ungewiss, ob die Anlage wieder in Betrieb gehen wird.

Deutlich schlimmer traf es die Stadt Staufen bei Freiburg. Als in der Stadt im Jahr 2007 eine Sonde ins Erdreich getrieben wurde, um das Rathaus mit moderner und umweltfreunlicher Erdwärme zu versorgen, entstand eine Verbindung zwischen dem Grundwasser und einer trocknen Schicht. Das Wasser setzte eine chemische Reaktion in Gang, die bis heute anhält und von der noch niemand weiß, wie sie wieder zu stoppen ist. Die Schicht quillt durch die Nässe auf und die Stadt hebt sich um etwa 10 Zentimeter im Jahr. Die Statik der Häuser ist gefährdet. Besonders im historischen Kern der Stadt zeigen sich große Risse an den Gebäuden. Einige Häuser stehen nur noch, weil Stützen ihnen halt geben, ein Haus aus dem Jahr 1915 musste abgerissen werden. Heute hat Staufen eine fragwürdige Berühmtheit. Weltweit gibt es keine zweite Stadt, die so zerrissen wird.

Diese Aufstellungen sollen daran erinnern, dass die Nutzung nahe jeder Energiequelle mit Risiken verbunden ist. Lediglich Sonnenenergie[link zu Warum Sonnenenergie unverzichtbar ist setzen] lässt sich weitgehend gefahrlos nutzen. Das soll nicht heißen, dass alternative Energieformen grundsätzlich abzulehnen sind. Auch werden die Menschen mit Sicherheit fossile Rohstoffe benötigen, allerdings sind diese zum Verbrennen zu wertvoll. Wichtig ist generell ein respektvoller Umgang mit dem Reichtum des Planeten.