In den vergangenen Tagen hat sich der Verfall der Ölpreise wieder beschleunigt. Aktuell geht man davon aus, dass die Preise noch weiter fallen werden. Interessanterweise verbilligte sich das an den Märkten richtungsweisende Nordseeöl um mehr als 6 % auf rund 30 Dollar je Barrel. Zuletzt waren 159 Liter Öl Anfang 2004 in dieser Preismarge. Das Leichtöl der amerikanischen Sorte WTI lag teilweise sogar unterhalb dieser Grenze, so niedrig wie im Dezember 2003. Auch an den Aktienbörsen purzeln die Kurse. Den Grund dafür sehen viele in den bevorstehenden Erwartungen einer eher schwachen Konjunkturentwicklung.

Seit dem Sommer, als die Nordseeölsorte Brent noch über 100 Dollar kostete, ist der Preis auf Talfahrt. Die aktuell schlechte Wirtschaftslage in China hat viele Anleger in Bedrängnis gebracht. Viele befürchten, dass es der Wirtschaft in China als zweitgrößte Volkswirtschaft schlechter geht, als bisher gedacht. Zudem hat der Schieferöl-Boom in den USA für ein Überangebot gesorgt. Die OPEC-Staaten haben es versäumt, die Förderung zu reduzieren, um den Ölpreis zu stützen. Sie produzieren weiterhin mehr Öl als benötigt, um ihre Marktanteile zu verteidigen.

Die Analysten von Morgan Stanley machen aber auch den gestiegenen Dollar-Kurs für den Preisverfall verantwortlich. Die wichtigsten Ölsorten werden heute auf dem Weltmarkt in US-Dollar gehandelt. Erreicht der Dollar weiterhin an Wert, so geht Morgan Stanley davon aus, dass der Preis sogar auf 20 bis 25 Dollar fallen wird. Laut Analysten der Bank-of-America-Merrill-Lynch oder der Royal Bank of Scotland sei sogar ein Ölpreisvon 16 Dollar.

Diese Nachrichten können das Herz der Verbraucher höher schlagen lassen. Autofahrer, Heizölkäufer und auch die Fluggesellschaften profitieren von dieser Lage. Von daher kann jedem Hausbesitzer mit Ölheizung angeraten werden, seinen Tank dieses Jahr bis zur Oberkante aufzufüllen. Es lohnt sich allemal, den Ölmarktpreis in den nächsten Wochen und Monaten zu beobachten. Ganz so lange sollte man aber nicht warten. Da viele Öl-Unternehmen ihre operativen Kosten bei diesem niedrigen Ölpreis nicht mehr decken können, wird es in der Branche vielleicht auch zu einer Insolvenzwelle kommen. Danach könnte der Ölpreis wieder ansteigen.