Wenn in Berlin Politiker laut denken, beginnt die Presse sofort zu rechnen. Anders lässt sich die Reaktion auf den Entwurf des „Klimaschutzplans 2050“ nicht erklären. Doch was steckt eigentlich hinter den Meldungen über ein kommendes Verbot von Öl- und Gasheizungen.

Was steckt dahinter

Der Klimaschutzplan umfasst 67 Seiten und legt die klimaschutzpolitischen Grundsätze und Ziele der Bundesregierung fest. Federführend ist Umweltministerin Barbara Hendricks, deren Pläne mit dem Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel abgestimmt sind. Festzuhalten ist, dass beide Ministerien derzeit von SPD-Politikern dominiert werden. Damit ist der Entwurf als reiner Vorstoß der SPD anzusehen.

Bisher gibt es keine Stellungnahmen anderer Parteien. Ob und in welcher Weise die Pläne zu Gesetzen werden, ist derzeit völlig unklar. Trotzdem sollte vor allen Dingen die Industrie alles daran setzen, Alternativen zu herkömmlichen Heizungen zu entwickeln.

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass vor jeder Gesetzesänderung Stimmen laut wurden, welche die Unmöglichkeit der Umsetzung ins Land hinaus brüllten. Wie war das noch mit den Abgaswerten? Aus unmöglich zu erfüllen wurde ein unbezahlbar und heute gibt es preiswerte Autos, die alle Normen erfüllen.

Worum es in dem Paper geht

Ziel ist, den CO2-Austoß zu senken und das Leben gesünder zu machen. Um dies zu erreichen, haben die Experten des Ministeriums verschiedene Maßnahmen zusammengestellt. Ab 2030 soll sich daher vieles ändern:

  • Autos sollen ohne Benzin und Diesel auskommen

  • Gas- und Ölheizungen werden verboten

  • Neu- und Altbauten müssen besser gedämmt werden

  • Hobbygärtner dürfen keinen Torf mehr verwenden

  • Ökolandwirtschaft soll sich verdreifacht haben

  • Der Ertrag von Ökostrom soll sich ebenfalls verdreifachen

Einige der Ziele klingen eher wie Wunschdenken. Selbst der Fleischkonsum soll bis 2050 halbiert werden, das Kühe bekanntlich Methangase absondern.

Tatsache ist, dass es immer einen Bestandschutz gibt. Sicher werden auch nach 2030 noch viele Benziner und Diesel auf den Straßen fahren. Ein generelles Verbot für Gas- und Ölheizungen ist ebenfalls nicht zu erwarten, denn Heizen kann man auch mit Biogas und Bioöl, sofern diese Brennstoffe entsprechend angereichert werden.

Hohe Belastungen sind kaum zu erwarten

Einige Zeitungen beschwören schon Katastrophenszenarien herauf. Sie rechnen aus, welche Kosten auf Mieter und Bauherren zukommen, wenn Heizungen, die fossile Energien benötigen, verboten werden. Auch der Komfort soll nach Ansicht der Gegner des Papiers sinken. Plötzlich sind nach deren Darstellung Wärmepumpen laut dröhnende Maschinen, deren Lärm kaum zu ertragen ist.

Vorgesehen ist, dass ab 2030 der Energiebedarf für Wohngebäude unterhalb von 30 Kilowattstunden pro Quadratmeter liegen soll. Derzeit ist vorgeschrieben, dass er unter 100–140 Kilowattstunden pro Quadratmeter liegt.

Allerdings erfüllen heute schon viele Neubauten den KfW 40 Standard oder sind Passivhäuser, das heißt, sie kommen mit 40 kWh/m² aus. So gesehen ist das Ziel nicht so utopisch, wie es auf den ersten Blick anmutet.

Schon heute erfüllen viele Häuser die Bedingungen, die ab 2030 vorgeschrieben sein sollen. Die Bauherren entscheiden sich für höhere Anfangsinvestionen, um Fördermittel zu bekommen und langfristig günstiger zu heizen.

Gezielte Förderung statt Gesetzeszwang

Wie bei solchen Konzepten üblich, beginnt die Umsetzung mit Änderungen der Förderungen. Diese sollten sowohl künftige Bauherren als auch Hausbesitzer im Auge behalten. So ist zu erwarten, dass es ab 2020 keine Fördermittel mehr für den Austausch von Heizkesseln, die mit fossiler Energie betrieben werden, gibt. Generell ist es sinnvoll, eine Heizung so früh wie möglich zu modernisieren.

Ein plötzliches Verbot Öl- oder Gasheizungen ab 2030 zu betreiben ist nicht zu erwarten. Üblicherweise dürfen solche Anlagen noch lange Zeit in Betrieb bleiben, sofern sie technisch einwandfrei arbeiten.

Grundsätzlich ist es sinnvoll Systeme zu kombinieren, also mit Solarthermie, Photovoltaik oder Wärmepumpen zu kombinieren. In gut gedämmten Häusern ist durchaus auch eine Infrarotheizung in Kombination mit einer Wärmepumpe für die Warmwasserversorgung denkbar. Nicht zu vergessen: Scheitholz- oder Pelletheizungen beziehungsweise wasserführende Kaminöfen.

Fakt ist: Es handelt sich um ein Arbeitspapier und nicht um eine Gesetzesvorlage. Die Grundidee, sich von fossilen Energieträgern schnellstens zu lösen ist nicht neu und begrüßenswert. Eines steht fest, irgendwann sind diese wertvollen Rohstoffe aufgebraucht.