Sind nachwachsende Rohstoffe die Lösung des Energieproblems?

Fossile Rohstoffe sind endlich, das ist eine Tatsache. Atomenergie ist vermutlich eine der gefährlichsten Sackgassen, in welche die Menschheit jemals gesteuert ist. Auch das Nutzen von Wind, Gezeiten, Wasserkraft und Erdwärme ist nicht so problemlos, wie es auf den ersten Blick scheint. Nachwachsende Rohstoffe sind nicht unbedingt eine Lösung.

Vorteile der Bioenergie

Erneuerbare Energie sind ganz allgemein Energieträger, die entweder nahezu unerschöpflich sind oder sich rasch erneuern. Dies ist im Bezug auf den menschlichen Planungshorizont zu verstehen, im Schnitt ist ein Zeitraum von etwas 100 Jahren maßgeblich. Unter Bioenergie ist die Nutzung von fester, flüssiger oder gasförmiger Materie zu verstehen, die aus Pflanzen oder aus tierischen Produkten gewonnen wird. Holz, Pellets, Pflanzenöl und Gärgase sind klassische Bioenergieträger.

Im Sinne der CO2-Bilanz ist das Verbrennen der aus Pflanzen gewonnenen Bionergieträger weitgehend unproblematisch. Die Pflanzen haben während ihres Lebens Kohlendioxid in Sauerstoff verwandelt. Beim Verbrennen wird dieser wieder zu CO2. Die Bilanz ist ausgeglichen.

Tatsache ist auch, dass Holz, Mais, Sonnenblumen und Raps ausreichend schnell nachwachsen, um die Energieversorgung auf Dauer zu sichern. Anlagen, die Alkohol oder Gas produzieren, erzeugen außerdem Abwärme, die sich zum direkten Heizen eignet. Viele Anlagen werden nahe bei Schulen, Treibhäusern oder anderen Einrichtungen gebaut die Wärme benötigen.

Für Bioenergie spricht auch, dass die Energie im eigenen Land erzeugt wird und oft von kleinen Betrieben. Die oft kritisierte Abhängigkeit von Großkonzernen und Rohstofflagerstätten im Ausland ist nicht gegeben. Auch fallen deutlich kürzere Transportwege an.

Es spricht sehr viel für das Heizen mit Biomasse. Die von Kritikern häufig angeführten Probleme Feinstaub und giftigen Verbrennungsprodukten sind keine spezifischen Umweltbelastungen, die durch Bioenergie entstehen. Dies sind übliche Begleiterscheinungen von Verbrennungsprozessen, die sich über geeignete Filter ausgezeichnet beherrschen lassen.

Vorteile im Überblick:

  • Beim Verbrennen wird nur so viel CO2 erzeugt, wie zuvor von den Pflanzen abgebaut wurde.

  • Das gezielte Nutzen von Gülle und Mist, verhindert das entweichen von Methan in die Atmosphäre.

  • Die Pflanzen wachsen schnell nach.

  • Sinnvolle Verwendung von Hausmüll, Stroh und überflüssiger Grünmasse.

  • Meist sind es Kleinbetriebe, die Bionergie erzeugen, daher keine Abhängigkeit von Großkonzernen
  • Die dezentralen Anlagen eignen sich im Beheizen von Gebäuden.

  • Meist nur kurze Transportwege

Häufig angeführte Kritikpunkte, die keinen Bestand haben

Eine große Anzahl von Menschen ist entschieden gegen Bioenergie. Aus diesen Kreisen werden immer wieder zwei Treibhausgase angeführt, die gefährlicher sind als CO2. es geht im Lachgas (N2O) und Methan (CH4). Ersteres entweicht intensiv genutzten landwirtschaftlichen Böden, Letzteres setzt Vieh frei. Beide Gase sind nicht unbedingt der Erzeugung von Bionenergie zuzuschreiben. Kein Bauer hält Vieh um Biogas zu erzeugen, vielmehr ist das Vergasen von Gülle und Stallmist ein Weg, das Gas gezielt der Verwertung zuzuführen, statt es in die Atmosphäre entweichen zu lassen.

Der Anbau von Nutzpflanzen um daraus Öl, Gas oder Pellets zu gewinnen, führt nur zu einem Anstieg von Lachgas, wenn zuvor wenige genutzte Flächen nun intensiv bewirtschaftet werden. Dies ist aber selten der Fall. Tatsache ist, dass Methan circa die 21-mal und Lachgas eine etwa 310-mal schädlichere Wirkung als Kohlendioxid hat. Fakt ist aber auch, dass die Erzeugung von Biogas kaum zu einem Anstieg dieser Gase führt.

Die Gegnerführen auch gerne Monokulturen, Pestizide und Bodenerosion als Argumente gegen Bioenergie ab. Der Einsatz von Pestiziden ist in der Regel bei Pflanzen für die Gewinnung von Bioenergie geringer als bei den Pflanzen, die für die menschliche Ernährung benötigt werden. Mischkulturen aus Mais und Wildpflanzen sind kein Problem, wenn der Mais in einem Silo vergärt wird. Gleiches gilt für Sonnenblumen, Zuckerrüben und Topinambur.

Bodenerosion ist ein generelles Problem von falsch betriebener Landwirtschaft. Heute ist es weitgehend üblich, nach der Gründüngung wie Weißer Senf oder Phacelia auszusäen. Diese Pflanzen bedecken den Boden bis zur Neuaussaat. Bevor diese erfolgt, pflügen die Bauern die Pflanzen unter.

Heizen mit Holz verursacht weder Lachgas noch Methan. Gegen eine gute nachhaltige Waldwirtschaft gibt es keine Argumente. Genau diese wird durch den Bedarf an Brennholz gefördert. Die große Nachfrage macht Waldwirtschaft wieder lohnenswert.

Fairerweise muss jeder, der die Belastungen durch Bionenergie anführt, auch die unmittelbaren Vorteile gegenrechnen. Beim Anbau wird CO2 in Sauerstoff verwandelt und besonders bei Biogas aus Gülle, entweicht weniger Methan in die Atmosphäre als ohne diese Anlagen.

Bioenergie alleine ist nicht die Lösung

Eine Prise Salz würzt das Essen, aber 8 Gramm davon töten ein Kleinkind. Die Dosis macht das Gift. Ähnlich sieht es auch mit der Bioenergie aus. Staatliche Förderung und hohe Preise für Biokraftstoff (Bio-Ethanol und Biodiesel) führen dazu, dass heute auf viele Flächen, die für die Ernährung der Menschheit gebaucht werden, mit Pflanzen, die Öl erzeugen oder sich vergären lassen wachsen.

Zum Teil wird der Regenwald abgeholzt um das Holz als Brennstoff zu nutzen und um Ölpalmen anzubauen. Die Nachfrage nach Palmöl ist gigantisch, denn das Öl ist sehr energiehaltig. Ein einziger Hektar Palmölplantage kann zwischen 4 und 6 Tonnen Palmöl im Jahr erzeugen. Der Anbau von Raps bringt nur maximal 2,5 Tonnen je Hektar und Jahr. Tiere wie Orang-Utan und Tiger haben das Nachsehen. Ihr Lebensraum schwindet. Ob die Umweltbilanz insgesamt positiv ist, darf bezweifelt werden, wenn für die Plantagen Regenwald weichen musste.

Diese Auswüchse sind nicht allein Folgen der Bioenergie. Palmöl ist billig und Rohstoff für Waschmittel, Seifen, Hautcremes und steckt in vielen Lebensmitteln. Dies sollte niemand bei der Kritik vergessen.

Der Versuch die Energieprobleme der Menschheit allein durch den Anbau von Pflanzen zu lösen ist zum Scheitern verurteilt. Selbstverständlich muss die Ernährung Vorrang haben vor der Erzeugung von Bioenergie. In diesem Zusammenhang sollte aber auch nicht unerwähnt bleiben, dass um 1 kg Rindfleisch zu erzeugen 10 kg Getreide erforderlich ist. Derzeit wenachwachsende Rohstofferden 70 Prozent der weltweiten Anbauflächen genutzt, um Tierfutter zu erzeugen. 1/3 des geernteten Getreides verschwindet in den Mägen von Tieren. Der Verzicht auf das eine oder andere Steak wäre genauso ins Auge zu fassen, wie ein bewusster Umgang mit allen Energieträgern.

Die Lösung kann nur ein sinnvolles Gesamtkonzept aus Bioenergie, Solarenergie und dem Nutzen der unterschiedlichsten Ressourcen wie Wind, Wasser und Erdwärme sein. Das Wichtigste ist, dabei nie aus den Augen zu verlieren, dass keine Energieform ohne Risiken ist und insgesamt so wenig wie möglich Energie verbraucht werden sollte. Nachwachsende Rohstoffe sind ein unverzichtbarer Teil des Gesamtkonzepts, aber nicht das Ende aller Energieprobleme.

Gute Isolierungen der Häuser und effiziente Heizungsanlagen werden langfristig unverzichtbar sein. Auch Bionergie zu ist wertvoll um sie einer schlechten Heizung zu verbrennen.